Beruf oder Berufung? Wie erfüllend sollte mein Job sein?
zyndfunken – der Podcast
(0:00 - 0:23)
Nick: Du gewinnst Freiheit, aber tauscht Sicherheit ein. Aber ich für mich kann es empfehlen, aber auch nur, weil ich das unfassbar liebe, was ich mache.
Luca: zyndfunken, der Podcast für den Weg zu deinem Traumberuf.
(0:23 - 0:35)
Luca: Wir sprechen mit spannenden Gästen über ihre Geschichten Hochs und Tiefs. Wir stellen Fragen und geben dir die Antworten. Auslandsaufenthalte, eine Ausbildung mit Beeinträchtigung, Studienabbrüche.
(0:35 - 0:47)
Luca: Diese und weitere Themen, die beim Übergang in Ausbildung und Beruf eine Rolle spielen können, tauchen hier auf. Ganz herzlich willkommen zur zweiten Folge unseres Podcasts zyndfunken. Heute mit Nick Duschek.
(0:47 - 1:00)
Luca: Nick Duschek ist Comedian und in der Nähe von Hannover aufgewachsen. Er lebt seit Oktober 2023 in Bonn. Und er steht mir heute zur Verfügung, um darüber zu sprechen, wie sinnstiftend, wie erfüllend ein Beruf sein kann.
(1:00 - 1:12)
Luca: Sollte man seine Leidenschaft zum Beruf machen oder kann der auch einfach Mittel zum Zweck sein? Nick, erzähle uns doch mal ein bisschen was zum Start über dich. Was müssen wir wissen? Und wie bist du auf die Bühne gekommen?
Nick: Ja, schön. Ich freue mich.
(1:13 - 1:36)
Nick: Ich komm aus Lehrte bei Hannover – eine Kleinstadt –
und habe da eine sehr nette Kindheit verbracht und habe sehr früh sehr viel Musik gemacht. Das war so mein Hauptding in der Jugend und hatte dadurch die ersten Bühnenerfahrungen. Und jetzt habe ich mich so vor acht Jahren eben in die Stand-up-Comedy verliebt, habe mir vor allem die US-Amerikaner angeguckt und da war jetzt viel dazwischen.
(1:36 - 1:45)
Nick: Aber genau, das ist eigentlich der Punkt, wo ich jetzt bin. Seit diesem Jahr bin ich nur noch Stand-up-Comedian. Das heißt, ich kann jetzt davon leben.
(1:45 - 1:57)
Nick: Und das war ein großer Schritt, wo ich immer hinwollte.
Luca: Du sagst, du hast früher Musik gemacht. Warst du nicht gut genug oder warst du im Comedy-Business einfach besser?
Nick: Ich habe mich irgendwie nicht doll genug in die Musik verliebt.
(1:58 - 2:12)
Nick: Also das war ein totaler Vorteil in der Schule, weil ich irgendwie dann zu den Musikern gehörte. Das hat mir irgendwie sehr viel sozialen Vorteil gebracht, habe ich das Gefühl. Und Bands zu spielen war total wichtig für die Vernetzung und auch um Mädchen kennenzulernen.
(2:13 - 2:27)
Luca: War das erfolgreich?
Nick: Das war einigermaßen erfolgreich. Ich konnte halt relativ schnell Gitarre, Schlagzeug und Bass spielen. Das flog mir zu und das hat mir großen Spaß gemacht.
(2:27 - 2:43)
Nick: Aber ich habe gemerkt, du merkst dann, ob du was liebst, wenn die ersten Schwierigkeiten kommen. Und wenn du jetzt zum Beispiel als Gitarrist ein gutes Solo spielen willst, ein richtig schnelles, richtig so Sechzehntel, Zweiundreißigstel, dann musst du jeden Tag trainieren. Und das habe ich nie gemacht.
(2:44 - 3:09)
Luca: Und wann gab es den Moment, dass du herausgefunden hast, Comedy Menschen zum Lachen zu bringen, das ist eben der Punkt, den du jetzt weiterverfolgen möchtest?
Nick: Also ich habe eine Zeit lang Poetry Slam gemacht. Das war ja so vor sechs Jahren oder so hatte es so einen richtigen Hype gehabt. Und ich hatte Glück, dass ich über so eine offene Bühne, die es in Lehrte tatsächlich gab, im anderen Kino, ganz, ganz schnell dafür Geld bekommen habe.
(3:10 - 3:18)
Nick: Also mein dritter Auftritt, da habe ich direkt 100 Euro für bekommen. Und ich war so, wow, das ist jetzt ein richtiger Nebenjob. Und es war diese goldene Zeit von Poetry Slam.
(3:19 - 3:36)
Nick: Irgendwie, Julia Engelmann, diesen Text mit One Day, die Theater waren voll. Und ich war so in der Hannover Riege, so gefühlt ganz früh auf der Ersatzbank. Also ich war so, ich war jetzt nicht irgendwie super erfolgreich, aber es gab so viele Slams, dass es gefragt war und dass ich auch Geld dafür bekommen habe.
(3:36 - 3:55)
Nick: Aber auch da war es ähnlich, dass ich gemerkt habe, okay, ich mache das jetzt hier gerne als Nebenjob, aber irgendwie ist es das nicht. Und irgendwann habe ich dann eben die Programme von Louis C.K. auf Netflix geguckt und da war ich so, fuck, was ist, was ist das? Das ist ja richtig witzig. Also ich habe bestimmte Programme von ihm jetzt mittlerweile 15 Mal geguckt.
(3:55 - 4:09)
Nick: 15 bis 20 Mal so meine Lieblingsprogramme. Natürlich jetzt aus analytischen Gründen, damals rein aus Spaß. Und das war, das hat mich so verzaubert, dass ich gemerkt habe, ey, das will ich auf jeden Fall auch machen.
(4:10 - 4:23)
Luca: Wie alt warst du da?
Nick: Das ist jetzt acht Jahre etwa her. Das heißt, da war ich 24.
Luca: Und was Nick nach diesen acht Jahren auf die Bühne bringt, das hören wir uns jetzt in einer kurzen Sequenz als kleiner Vorgeschmack einmal an.
(4:23 - 4:56)
Nick: Ich bin Nick, ich studiere Philosophie. Also für alle, die das nicht kennen, in der Philosophie stellt man sich so Fragen wie, Was macht der Wind, wenn er nicht weht? Was macht der Ton, wenn er nicht klingt? Was mache ich, wenn ich mit dem Studium fertig bin?
Luca: Wir haben jetzt über vieles gesprochen, von deinem Großwerden in Lehrte bis hin dann schon zu den ersten Gigs. Da liegt ja tatsächlich einiges zwischen.
(4:57 - 5:19)
Luca: Lass uns doch noch mal kurz sprechen. Du bist ja auch zur Schule gegangen, hast dein Abitur gemacht und dann stellt sich ja in aller Regel so die Frage, was kommt dann? Ist es eine Ausbildung, ist es ein Studium, ist es ein Auslandsaufenthalt etc.? Wie hast du dich dieser Frage genährt?
Nick: Ich muss kurz sagen, dass ich auf sieben Schulen war und mein Abitur erst mit 23, 24 gemacht habe. Also es war ein riesiges Hin und Her.
(5:19 - 5:37)
Luca: Wie kam das dazu?
Nick: Ich habe auch dem ersten Gymnasium, was ein sehr strenges Gymnasium war, bin ich nicht so klargekommen. Habe die Zehnte auf der Realschule wiederholt, habe dann ein sehr pädagogisches Gymnasium in Hannover besucht, wo ich mich sehr wohl gefühlt habe. Aber da aufgrund von Faulheit auch nur die zwölfte Klasse geschafft habe.
(5:37 - 5:49)
Nick: Es war noch nach 13 Jahren. Dann habe ich ein FSJ gemacht. Dann habe ich mich ausgebildet auf der Bühne und dann habe ich für mein Philosophiestudium mit 23 mein Abitur noch auf dem zweiten Bildungsweg nachgeholt.
(5:49 - 6:04)
Nick: An der gleichen Schule, wo die mich netterweise aufgenommen haben. Das war ein großes Geschenk, dass sie das gemacht haben und habe dann so mit Ach und Krach eben dann mit 24 Jahren mein Abitur in der Hand gehalten.
Luca: Also quasi direkt nach dem Abi hast du dann gesagt, jetzt also nach dieser ganzen Geschichte, jetzt muss ich quasi Comedian werden. Da ist ja schon Material vorprogrammiert.
(6:04 - 6:11)
Nick: Erstmal wollte ich Philosophie studieren und dachte auch, dass es beruflich in die Richtung geht.
(6:12 - 6:26)
Nick: Aber während dieser Zeit kamen dann die ersten Comedy Bühnen und da habe ich gemerkt, okay, das ist irgendwie was, was ja auch eine Ausformung hat. Also Comedian zu werden, ist nicht so unwahrscheinlich in Deutschland. Also es gibt eine große Nachfrage.
(6:26 - 6:45)
Nick: Wir haben übrigens immer noch den Weltrekordhalter im Land, der jetzt nicht mein Vorbild ist. Aber Mario Barth hat bis heute den Weltrekord, das größte Publikum in zwei Tagen gespielt, der zweimal die Olympiahalle vollgemacht in Berlin. Und das Philosophiestudium ist dann so in den Hintergrund gerückt,
Luca: … wie das ja so häufig …
Nick: … sehr, sehr häufig ist.
(6:46 - 6:55)
Nick: Wir hatten auch Lehrämter da, die waren total geordnet. Du hast im Raum immer gesehen, wer auf Lehramt studiert und wer auf Taxischein studiert. So salopp gesagt.
(6:55 - 7:06)
Nick: Also die Lehrämter waren immer total ordentliche Menschen, ordentlich angezogen. Die Philosophie-Studenten waren wirklich so völlig chaotisch, müde und alles. Das war sehr, sehr auffällig in meinem Studium.
(7:06 - 7:34)
Luca: Du hast mit 24 dein Abi gemacht, bist dann recht schnell in die Comedy Richtung gegangen. Was hat denn dein Umfeld dazu gesagt? Also es ist ja doch durchaus, auch wenn der Marktanteil hoch ist, ein recht unüblicher Vorgang bei so jungen Menschen.
Nick: Absolut. Also meine Eltern haben es, glaube ich, erst mal als Hobby wahrgenommen. Und weil ich ja auch schon Poetry Slam gemacht habe, war das erst mal so ähnlich, eine ähnliche Entscheidung wie Poetry Slam zu machen. Die Freunde fanden es eigentlich alle ziemlich cool.
(7:34 - 7:42)
Nick: Die haben jetzt nicht gedacht, dass ich das irgendwann als Beruf machen kann. Aber die mochten das erst mal. Also ich fand das erst mal ganz cool.
(7:42 - 7:48)
Nick: Ich kann ja auch freien Eintritt machen für Shows und so weiter. Ich kann erst mal Tickets besorgen und so. Das hat schon eine coole Komponente, wenn man Leuten erzählt.
(7:48 - 8:00)
Luca: Also Bestechung für Lob?
Nick: Ja, absolut. Also das hat schon, wenn ich Leuten erzähle, dass ich Stand-Up Comedy mache, dann sind die meisten finden das cool, weil ja auch, keine Ahnung, Lachen ist was Tolles. Und die meisten davon erst mal ganz gut.
(8:01 - 8:11)
Nick: Ich komme gut bei weg. Aber wenn man dann sagt so, ich lebe jetzt davon, dann kommen die Fragen, die ja auch komplexer dann sind. Aber erst mal das zu machen, so als Hobby neben dem Hauptberuf.
(8:12 - 8:19)
Nick: Also ich habe damals auch schon als DJ auf Hochzeiten aufgelegt, hatte Tontechnikjobs und so weiter.
Luca: War das deine Berufung? DJ zu sein?
(8:19 - 8:28)
Nick: Nee, überhaupt nicht. Ich habe einfach nur gemerkt, dass es da gutes Geld gibt. Das war so für zehn Jahre das Einzige, was wirklich gut bezahlt war.
(8:30 - 8:56)
Nick: Ich war da auf jeden Fall, ich war nicht untalentiert, aber ich habe immer gemerkt, das ist es auf keinen Fall für immer.
Luca: Nick hat uns erzählt, wo er herkommt, was für unterschiedliche Jobs er in seinem Leben schon gemacht hat und wie er zu Comedy kam. Jetzt widmen wir uns der Frage, ob ein Job und wir haben gerade schon so ein paar Punkte dazu angedeutet, denn wirklich immer sogenannten Sinn stiften muss, also wirklich Spaß machen muss, die Berufung sein muss, das, was einem im Leben erfüllt.
(8:56 - 9:14)
Luca: Ich freue mich, dass Indira-Denise Peters heute bei uns ist. Sie ist Sozialarbeiterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie, hat ganz, ganz viel Erfahrung mit solchen Themen und Klientinnen und Klienten, die sich genau diese Fragen stellen. Und sie will uns ein bisschen erklären, was eigentlich ein Job braucht, damit er zur Berufung wird. Und ob es denn schlimm ist, wenn vielleicht nicht immer der Spaß an erster Stelle steht.
Indira: Tja, was ist Sinn überhaupt? Also ich finde, Sinn ist ein super subjektives Konzept. Sinn entsteht, wenn wir eine tiefere Bedeutung in unserem Tun erkennen.
(9:29 - 9:43)
Indira: Psychologisch gesehen gibt uns Sinn Orientierung, Motivation und ein Gefühl der Zugehörigkeit. Aber nicht jeder Mensch braucht die gleiche Art von Sinnstiftung und erst recht nicht im Beruf. Manche finden Erfüllung in ihrer Arbeit. Ja, aber andere vielleicht eher in Familie, Hobbys oder sozialen Engagement. Und sich gegen einen sinnstiftenden Beruf zu entscheiden, kann manchmal genauso gesund sein. Zum Beispiel, wenn andere Werte wie Stabilität, Sicherheit oder Freiheit im Vordergrund stehen.
(10:03 - 10:17)
Indira: Ich denke, wirklich entscheidend ist, dass die eigene Lebensgestaltung langfristig zu psychischer Ausgeglichenheit führt.
Luca: Sprechen wir mit Nick darüber. Nick, was bedeutet Sinn denn für dich?
Nick: Jetzt nur im Kontext von Comedy oder ganz generell?
Luca: Ganz generell.
(10:17 - 10:30)
Nick: Okay, Sinn ist glaube ich, wofür ich irgendwas mache. Also wenn ich es auf die Comedy beziehen müsste, dann ist der Sinn ganz klar, Leute zum Lachen zu bringen. Das ist das, was oben liegt.
(10:31 - 10:49)
Nick: Ich habe aber jetzt gemerkt, dass die guten Witze meistens zwei Emotionen bedienen. Und das ist auch das, was mich bei den Programmen von Louis C.K. immer so berührt hat, dass er oft über Sachen spricht, die nicht lustig sind und die aber lustig macht. Also auch traurige Themen spricht er an, der macht Witze.
(10:49 - 11:08)
Nick: Super viele Witze über den Tod sind in seinem Programm drin. Und irgendwie hat das die größte Spannung, wenn du das schaffst, über solche Sachen zu reden und trotzdem einen guten Witz zu schaffen. Ich erinnere mich noch an ein Programm von Patton Oswald, der in der Mitte des Programms über seine verstorbene Frau redet.Also er ist Witwer geworden. Und das Publikum ist natürlich total still. Totenstille.
(11:13 - 11:24)
Nick: Er erzählt ja, wie er das seiner Tochter erzählen muss, dass seine Mutter nicht mehr da ist. Und irgendwann droppt er den ersten kleinen Joke, der funktioniert. Dann kommt der nächste, dann kommt der nächste.
(11:24 - 11:28)
Nick: Und irgendwann hast du die Leute wieder. Und so eine Spannung. Das ist auch übrigens neu in der Comedy.
(11:28 - 11:44)
Nick: Ich glaube nicht, dass das schon sehr lange gemacht wird. Aber das ist so ein neuer Trend, dass du wirklich auch ganz, ganz traurige Themen ansprichst und dadurch so einen schönen, so einen Vollkornabend hast. Weißt du, wie ich meine? Das ist nicht nur eine Sache, sondern es sind so ganz viele kleine Sachen drin. Und das finde ich mega.
(11:44 - 11:51)
Luca: Kommen wir auf den Punkt Sinn nochmal zurück. Du hast gerade gesagt, Sinn ist für dich der Grund, warum du etwas tust.
Und du hast jetzt gerade viel von der Seite deiner Zuschauerinnen und Zuschauer argumentiert, also um Leute zum Lachen zu bringen, um etwas Lustiges, etwas Positives, etwas Spaß ins Leben zu kriegen. Schauen wir doch nochmal von dir perspektivisch. Also klar ist es schön, wenn Leute lachen wegen deiner Jokes, wegen deiner Arbeit, wegen deiner Präsenz auf der Bühne.
(12:09 - 12:27)
Luca: Auf der anderen Seite geht es ja auch darum, dass du von irgendetwas leben musst. Also ich meine, der Kühlschrank füllt sich ja auch nicht von ganz alleine. In welchem Spannungsfeld bewegst du dich da?
Nick: Also ich bin mir auf jeden Fall sehr, sehr sicher, dass selbst wenn ich jetzt Comedy nicht machen müsste, dass ich es weitermachen würde.
(12:27 - 12:38)
Nick: Selbst wenn es irgendwie kein Grundeinkommen gebe oder so oder irgendjemand gibt mir einfach 5000 Euro im Monat. Ich würde trotzdem weiter Comedy machen.
Luca: Man merkt, wie begeistert du von deiner Comedytätigkeit bist.
Und was das auch mit dir macht, dich in dieser Szene zu bewegen und wie viel Leben da drinsteckt. Gleichzeitig haben wir gerade gesagt, na gut, es ist sinnvoll, wenn man etwas für etwas tut. Das heißt, deine DJ-Tätigkeit und vielleicht auch deine Veranstaltungstechnik-Tätigkeit, die du ja lange Jahre auch gemacht hast, die hatte auch einen Sinn, und zwar Comedian zu werden. Kann man das so sagen?
Nick: In der Zusammenarbeit wäre ich ein bisschen gebastelt, wenn ich ganz ehrlich bin. Aber es gibt natürlich ein paar, wie sagt man heutzutage, Soft-Skills, die ich da trainieren konnte. Also klar, ich meine, ich habe zum Beispiel auch als DJ vor 10.000 Leuten mal moderiert in London.
(13:16 - 13:31)
Nick: Das war auf jeden Fall eine krasse Möglichkeit, um das Moderieren vor Massen zu trainieren, weil ab 10.000 Leuten ist es eine Masse. Und da habe ich gemerkt, dass man Massen einfach anschreien muss. Das war zum Beispiel... und einfach nur Emotionen liefern muss.
(13:31 - 13:40)
Nick: Das war zum Beispiel ein sehr interessanter Punkt. Also die Moderation belief sich mehr auf archaischem Geschrei.
Luca: Aber... Klingt nach deiner Stärke.
(13:40 - 13:55)
Nick: Ja, das mache ich in der Comedy jetzt nicht. Aber das war auf jeden Fall super spannend, weil es auch auf der Bühne bei mir Klick gemacht hat. Also ich habe diesen Job angenommen, weil der einfach gut bezahlt war und stand auf einmal dann beim ersten Gig vor 5.000 Leuten und wusste gar nicht, wie man das moderiert.
(13:55 - 14:03)
Nick: Vor allem auf Englisch. Mein Englisch ist jetzt nicht super gewesen. Und da habe ich so ganz schüchtern die Songs angesagt und die Bands angesagt.
(14:03 - 14:16)
Nick: Und irgendwann habe ich einfach mal so „Are you in a good mood“? geschrien. Und dann waren die Leute so „Yes!“ Und die sind gekommen und ich habe diesen Moment noch so vor Augen, wie die Leute so „Jetzt sind wir da. Jetzt sind wir dabei.“
(14:16 - 14:24)
Nick: Und dann habe ich gedacht Okay, krass. Du musst den Leuten auch einfach das geben, was sie brauchen. Und seitdem lief es total super. Seitdem war das. Das habe ich jetzt in drei Jahren gemacht. Bin ich immer wieder nach London gefahren und habe da DJ gemacht und moderiert.
(14:32 - 14:38)
Luca: Ein schöner Moment.
Nick: Definitiv.
Luca: Okay, schauen wir uns das Ganze noch mal aus dem Rückblick an.
(14:38 - 14:52)
Luca: Wir haben gesehen, du hast deine Berufung, das, was dir wirklich Spaß macht, zum Beruf machen können. Du bist Comedian, Stand-Up-Comedian, kannst davon leben, was nicht immer so leicht war. Aber jetzt ist diese Reise zumindest schon mal an dem Punkt, wenn auch noch lange nicht zu Ende.
(14:53 - 15:19)
Luca: Jetzt gibt es aber noch viele andere Leute, die vielleicht auch Lust haben, was in eine Kreativrichtung zu machen und dieses Privileg eben nicht haben. Würdest du sagen, es ist schlimm, seine Berufung, also das, was einem wirklich Sinn im Leben verleiht, nicht zum Beruf machen zu können?
Nick: Also ich glaube, man muss sich immer die Frage stellen, ob man das, was man liebt, auch mit Druck machen will. Weil die wichtigen Auftritte, die ich jetzt gerade habe, also das sind für mich gerade so gut bezahlte Mixed-Shows.
(15:20 - 15:28)
Nick: Eine Mixed-Show ist das unterschiedliche Comedians quasi nacheinander auftreten. Genau, das ist praktisch der Karriere-Step, den du vorm eigenen Solo hast. Also auf dem bin ich gerade.
(15:28 - 15:36)
Nick: Und da triffst du auch viele Kollegen, die davon leben können. Genau, wie ich jetzt auch davon leben kann. Und das sind Auftritte, wo Druck draufliegt.
(15:37 - 15:55)
Nick: Und ich merke für mich, dass mich das belebt, dass ich das gut finde, dass ich das trotzdem gerne mache. Aber ich mag natürlich den Druck nicht. Also wer mag, wer macht Druck so? Deswegen, das vergisst man glaube ich oft, wenn man darüber nachdenkt, sein Hobby zum Beruf zu machen, dass es dadurch auch Druck bekommt.
(15:56 - 16:13)
Nick: Ich glaube, man kann einfach richtig schöne Sachen auch neben dem Beruf machen und den Wechsel fließend machen, so wie ich das jetzt auch gemacht habe. Also klar, Selbstständigkeit ist für viele, glaube ich, erst mal abschreckend, weil es natürlich Sicherheit fällt weg. Du gewinnst Freiheit, aber tauscht Sicherheit ein.
(16:15 - 16:35)
Nick: Aber ich für mich kann es empfehlen, aber auch nur, weil ich das unfassbar liebe, was ich mache. Und auch nicht nur in den hellen Stunden, sondern auch nach einem Auftritt, wenn es mal nicht klappt. Oder wenn man meint, ich hatte jetzt gerade einen Auftritt bei einem Comedy-Dinner, wo wir praktisch die Zeiten, wo wir auftreten müssten, ganz lange nicht gewusst haben und auch nicht, wie lange wir auftreten sollen.
(16:35 - 16:44)
Nick: Normalerweise hast du eine Zeit, wo du auftrittst und dann kannst du dein Set bestimmen. Und da war es dann so, „Nick, du spielst jetzt 15 Minuten und ich hatte mich auf 10 eingestellt.“ So und das ist natürlich schwierig dann.
(16:45 - 16:54)
Nick: Aber ich habe selbst da gemerkt, trotzdem ist das, was ich mag. Und der Auftritt war auch gut und es war alles cool am Ende. Aber es sind natürlich Stress-Situationen.
(16:54 - 17:09)
Luca: Und wenn ihr das hört und sagt, da hat das Gefühl, das kenne ich vielleicht. Ich zum Beispiel selbst bin auch Musiker und habe früher viel überlegt. Will ich das beruflich machen? Will ich das nicht machen? Und ich habe mich anders als Nick dagegen entschieden, weil ich gesagt habe, ich möchte das nicht mit diesem Druck besetzen und habe mich dann für etwas anderes entschieden.
(17:10 - 17:20)
Luca: Deswegen bin ich jetzt auch heute hier. Aber auch das ist vollkommen legitim. Und wenn ihr das mal durchspielen wollt, wenn ihr euch darüber Gedanken machen wollt, dann schaut doch auf www.zynd.de vorbei.
(17:21 - 17:30)
Luca: Da gibt es Playlets, die sich genau mit solchen Themen auseinandersetzen. Zum Beispiel das Playlet Blick in die Zukunft oder Rambly oder der Lebensraum. Klickt euch da durch.
Das braucht keine Registrierung oder sonst was und kann die Augen tatsächlich ziemlich gut öffnen. Nick, du hast erzählt, dass du auf deinem Weg auch immer mal wieder gezweifelt hast. Welche Momente gab es da?
Nick: Ja, sehr viele.
(17:41 - 17:57)
Nick: Also wenn man sich jetzt ganz kalt die Produktionsbedingungen anguckt, unter denen Comedy entsteht, dann sind die oft ziemlich furchtbar. Also das heißt, es gibt sehr selten Verträge. Du hast gerade am Anfang auch viele Showabsagen.
(17:57 - 18:06)
Nick: Das heißt, selbst wenn du eine Show hast, wo du Geld bekommen würdest, kann es gut sein, dass den Tag vorher abgesagt wird. Also Planungssicherheit. Genau, Planungssicherheit ist sehr, sehr schlecht.
(18:07 - 18:18)
Nick: Ich habe für mich jetzt gesagt, okay, das ist irgendwie ein kaltes Wasser, aber trotzdem ist es das, was ich machen will. Und das hat mich irgendwie dadurch gebracht. Das sind natürlich keine furchtbaren Sachen.
(18:18 - 18:32)
Nick: Es klingt vielleicht ein bisschen zu ernst, aber wenn du irgendwie davon leben willst und dann an einem Tag werden dir so zwei Shows abgesagt, einfach über eine WhatsApp-Nachricht. Und du weißt genau, okay, es gibt keine Verträge, es gibt keine Ausfallgagen, es gibt gar nichts. Ich werde für die Tage wahrscheinlich nichts anderes reinbekommen.
(18:32 - 18:46)
Nick: Da sind das Momente, die nicht schön sind. Aber ich habe für mich gesagt, ey, okay, dann muss ich einfach selbst aktiver werden, mich noch ein bisschen mehr bewerben, einfach noch mehr auf Instagram machen und irgendwie wird es laufen.
Luca: Das klingt durchaus stressig,
Nick: aber ja nicht nur das.
(18:46 - 18:58)
Nick: Sowas kann ja gerade finanziell schwierig werden, vielleicht sogar existenziell Termine zu planen. Zugtickets müssen gekauft werden und storniert werden können die auch nicht. Immer die Finanzplanung spielt eine Rolle, auch einfach die Essensplanung.
(18:58 - 19:17)
Nick: Das sind ja alles Punkte, die man mitberücksichtigen muss.
Luca: Wie wirkt sich das denn auf dein Privatleben aus? Also auf das Zusammenleben mit deinem Umfeld, mit deinen Freundinnen und Freunden? Wie ist das?
Nick: Ja, also ich bin natürlich sehr asynchron zu allen anderen. Also Abende sind egal, welche Wochentag, Montag bis Sonntag eigentlich immer Showabende.
(19:17 - 19:31)
Nick: Also ich denke, dass ich abends meistens auf der Bühne stehe. Das führt natürlich dazu, dass ich nicht so viel planen kann. Also wenn es jetzt keine Hochzeit ist, dann kann ich einen Termin nicht so einfach blocken, weil ich denke so, na, könnte ja auch was reinkommen.
(19:32 - 19:52)
Nick: Und gerade Comedy Anfragen sind jetzt in dem Umfeld, wo ich bin, auch zum Teil sehr spontan.
Luca: Was in deinem Umfeld stärkt dich denn besonders bei deinem Weg?
Nick: Mich stärkt auf jeden Fall, dass es ein paar Leute gibt, die sehr solidarisch sind, die das, was ich mache, gut finden und die mich auch unterstützen. Ich glaube, das ist unfassbar wichtig.
(19:52 - 20:11)
Nick: Auch wenn es in der Comedy-Szene viel Gemauschel gibt und ich empfinde es nicht als super glückliche Happy-Family-Szene. Trotzdem gibt es coole Leute, mit denen ich gerne abhänge und die ich unterstütze und die mich unterstützen. Und das ist unfassbar wichtig.
(20:12 - 20:45)
Luca: Aber es gibt ja auch ganz andere Lebensentwürfe in deinem Umfeld. Und wie sah es ansonsten deiner Familie aus?
Nick: Ja, also mein Bruder, mein älterer Bruder hat einen sehr stringenten Lebensweg eingeschlagen, also Ausbildung und dann zehn Jahre beim Konzern gearbeitet und stringent Familie gegründet und so weiter. Und ich kann mir vorstellen, ich habe nie so genau nachgefragt, dass es für meine Eltern vielleicht auch dadurch ein bisschen einfacher war, diese ganzen Umschwünge, die ich hatte, im schulischen wie auch im beruflichen so hinzunehmen, weil ich, weil wir nicht beide so verrückt sind.
(20:46 - 20:52)
Luca: Wie ist denn der Kontakt zu deinem Bruder?
Nick: Der ist sehr gut. Ich bin auch jetzt gerade zum zweiten Mal Onkel geworden.
Luca: Oh Mensch, da kann ich ja noch herzlichen Glückwunsch sagen.
Ich bin mir sicher, dass du die Kinder, die du als Neffen und Nichten betreust, sehr früh schon zum Lachen bringen wirst. Wir haben von Nicks Lebensweg gehört, der eben nicht ganz so gradlinig verlaufen ist und auch immer wieder Abzweigungen nimmt, die in anderen Kontexten vielleicht unüblich sind. Ganz häufig hört man so den klassischen Lebensweg.
(21:09 - 21:20)
Luca: Man geht in die Schule, lernt einen Beruf oder geht studieren etc. und dann arbeitet man sich die Karriereleiter hoch. Aber das muss eben nicht für jeden und jede die Berufung der Sinn des Lebens sein.
(21:21 - 21:30)
Luca: Das kann auch ganz anders aussehen. Und das haben wir von Nick jetzt gehört. Wir haben auch die Schwierigkeiten reflektieren können, die immer mal damit einhergehen, sowohl privat als auch wirtschaftlich.
(21:30 - 21:44)
Luca: Klar, ein bisschen Planungssicherheit. Das ist für uns alle wichtig. Nick, was würdest du denn jemandem, der das jetzt oder die das jetzt hört, sagen? Der oder die sagt, ja, ich habe richtig Bock, was Kreatives zu machen, vielleicht sogar als Comedian auf eine Bühne zu gehen. Aber ich weiß nicht, wie ich das finanziell machen soll. Ich weiß nicht, wie ich das angehen soll. Was ist dein Tipp?
Nick: Ich würde den Rat geben, dass, wenn die Lebensbedingungen und die finanziellen Bedingungen das hergeben, möglichst viel auszuprobieren.
(21:57 - 22:24)
Nick: Weil in dieser heutigen Welt von ganz vielen Optionen, das kann ja auch ein richtiges Problem sein, ist es, glaube ich, schwierig, das zu finden, was nicht nur in der Vorstellung zu einem passt, sondern wirklich Realität wird. Und ich habe super viel ausprobiert. Ich habe mal Medizintechnik in Wilhelmshaven studiert für zwei Monate, habe das dann auch wieder gelassen, weil ich gemerkt habe, okay, dann wäre ich auf jeden Fall traurig, wenn ich das weitermache.
(22:24 - 22:45)
Nick: Und ich bin jetzt froh, dass ich was gefunden habe, wo ich mir wirklich sicher bin, das wird es werden. Und das Rumprobieren ist komisch, ist weird, aber wenn es irgendwie geht, wenn es finanziell möglich ist, würde ich es auf jeden Fall immer empfehlen.
Luca: Nick zeigt uns, dass Leidenschaft und Sicherheit eben nicht immer klar voneinander trennbar sind.
(22:45 - 23:06)
Luca: Der Berufswunsch ist eben auch ein Prozess und kann sich in ganz unterschiedliche Richtungen ausbringen. Es sollte also auch okay und vielleicht sogar positiv sein, sich auszuprobieren, seine Interessen hier und da zu ändern und dann zu schauen, wohin das Leben einen bringt. Und wenn du dir eine persönliche Beratung wünscht, kannst du dich jederzeit an die Bundesagentur für Arbeit oder die Jugendberufsagentur vor Ort wenden.
(23:08 - 23:28)
Luca: Bei zyndfunken sprechen wir nächstes Mal mit jungen Menschen, die im Freiwilligendienst ganz beeindruckende Erfahrungen gemacht haben, unter anderem zum Beispiel darüber, wie diese Erlebnisse ihren Berufswunsch verändert und geprägt haben. Also seid gespannt auf unsere nächste Folge hier bei zyndfunken und schaut in der Zwischenzeit auf www.zynd.de vorbei. Da gibt es ganz viel Inspiration, Playlets etc. ganz viele Tools für eure Berufswahl und für eure Zeit zwischen Schule, Ausbildung, Beruf.
Zyndfunken ist ein Podcast des Bundesinstituts für Berufsbildung und ist gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Folge 2: Beruf oder Berufung? Wie erfüllend sollte mein Job sein? - zyndfunken – und wofür brennst du? | Podcast on Spotify Folge 2: Beruf oder Berufung? ... – zyndfunken – und wofür brennst du? – Apple Podcasts Folge 2: Beruf oder Berufung? Wie erfüllend sollte mein Job sein? - zyndfunken – und wofür brennst du? - Deezer https://drupal.zynd.de/funken.xml
In der zweiten Folge von zyndfunken spricht Gastgeber Luca mit Nick darüber, wie aus seinem Hobby sein Beruf wurde: Comedian. Über Poetry Slams, Auflegen als DJ und unzähligen Auftritten auf kleinen Bühnen entdeckte Nick seine Leidenschaft für Comedy. Und irgendwann kam die Entscheidung: Wenn ich sowieso am liebsten schreibe und auftrete – warum dann nicht ganz? Der Job wurde zur Bühne. Die Bühne zum Beruf.
Plan B wie Bühne: Wenn die Leidenschaft zum Beruf wird
Nick erzählt, wie entscheidend es ist, sich selbst gut zu kennen – und auch durch schwierige Phasen hindurch zu reflektieren, was man wirklich will. Für ihn kam der Wendepunkt, als er merkte: Musik war nett, Comedy ist Leidenschaft.
Host Luca spricht in der Folge außerdem mit Psychotherapeutin Indira Denise Peters über diese große Fragen: Muss ein Beruf immer Leidenschaft sein? Oder darf auch z.B. die finanzielle Sicherheit im Vordergrund stehen?
Hör rein und erfahre, wie Nick sein Hobby zum Beruf gemacht hat und den Mut hatte, auf sein Bauchgefühl zu hören.

Moderation: Luca Samlidis
Gast der Folge: Nick Duschek
Dieser Podcast wird produziert von der Bonn-Berliner Agentur Kreativ Konzept.