Was erwartet die Generation Z von der Arbeitswelt?

 

Mental Overload, Inflation, hohe Mieten – die Ergebnisse der aktuellen Trendstudie „Jugend in Deutschland 2024“ zeichnen ein pessimistisches Bild. Viele junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren sind unzufrieden und schauen weniger hoffnungsvoll in die Zukunft als noch in den Jahren zuvor. Kriege und die Spaltung der Gesellschaft beunruhigen die teilnehmenden Jugendlichen. Weit oben im Sorgen-Ranking steht die Inflation (65 %) und der teurer und knapper werdende Wohnraum (54 %). Trotz dieser Voraussetzungen ist die Gen Z bereit, Verantwortung zu übernehmen: Knapp jede/r Zweite stimmte in der Studie zu, dass er/sie Verantwortung für den Wohlstand in Deutschland tragen werde.

Bisherige Arbeitsbedingungen in Frage stellen

Und hier kommt das große ABER: Jugendlichen wollen diesen Wohlstand nicht unter den Bedingungen erarbeiten wie ihre Eltern. Laut Online-Umfrage haben unter den jungen Menschen psychische Belastungen wie Stress (51 %) und Erschöpfung (36 %) noch mal zugenommen. Grund genug also, dafür zu sorgen, dass die Bedingungen stimmen. Dazu gehören selbstbewusst Grenzen zu ziehen und bisherige Arbeitsbedingungen in Frage zu stellen. Dass sie nicht alleine für einen Umbruch sorgen können, ist den meisten klar. In vielen Punkten erwarten Jugendliche eine Reform von Bildung, Politik und Wirtschaft, so die Studie. Lernen, was wirklich relevant ist, Möglichkeiten sich zu beteiligen und eine umfassende Digitalisierung sind einige der Forderungen. 

Viele Gen Z’ler/-innen stecken aktuell in der Ausbildung: Sie schließen gerade die Schule ab (und sind dabei dank G8 und Turbo-Abi jünger als die Abiturienten und Abiturientinnen der Gen Y), machen eine Berufsausbildung oder haben ihren Dualen Bachelor-Abschluss in der Tasche und bereits erste Schritte auf dem Arbeitsmarkt gemacht. Was wünscht sich eine Generation, die angeblich maximal unverbindlich ist und eine „eingebaute Burn-out-Bremse“ hat?

 

Was motiviert junge Menschen?

Der Motivationsfaktor Geld war in der Befragung von 2023 wenig überraschend auf Platz 1: Die Krisenerfahrung der Inflation und die Sorge, der Wohlstand könne gefährdet sein, sind Faktoren, die mitschwingen. Auf Platz 2 rankt „Spaß“ als Motivationsfaktor. Ganz ehrlich: Wer ist nicht motivierter, wenn einem die tägliche Arbeit Spaß macht? Tatsächlich profitiert die Generation Z davon, dass es heute oft mehr Möglichkeiten gibt, z.B. das eigene Hobby zum Beruf zu machen – Social Media und Digitalisierung sei Dank. Aber auch hier gibt es zwei Seiten dieser Selbstverwirklichungsmedaille. Denn nur weil es möglich ist, heißt das nicht, dass jeder und jede im Job aufgehen muss. Es ist okay, wenn der Beruf nicht die Berufung ist und dich zu 100 Prozent erfüllt. Dafür kannst du dich in deiner freien Zeit Dingen widmen, für die du brennst – ob Gaming, Songschreiben, Backen oder Boxen. 

Work-Life-Separation: Überstunden? Nein, danke

Hier zeigt sich das etwas andere Mindset der Gen Z. Während für die Gen Y Work-Life-Balance noch das große Ding war, heißt es heute Work-Life-Separation. Gemeint ist damit eine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit. Im Feierabend noch einen Blick ins Mailfach werfen oder am Wochenende an einem wichtigen Projekt arbeiten, lehnen viele der Generation Z ab. Für ältere Generationen ist das nicht immer leicht nachzuvollziehen. Aber im Grunde werden so Prioritäten gesetzt, die zu weniger Stress und mehr Erholung und dadurch auch einer besseren Leistung führen.  

Me-Day oder warum Mental Health der Gen Z wichtig ist

Der jüngste Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse zeigt: Die Gruppe der 15- bis 24-Jährigen werden überdurchschnittlich häufig krankgeschrieben.

„Viele Schulen, Ausbildungsbetriebe und Unternehmen berichten über einen steigenden Krankheitsstand und vermitteln den Eindruck, die jungen Leute seien besonders wenig belastbar und ließen sich schnell krankschreiben. Es zeigt leider auch, dass das Bildungssystem es aktuell nicht vermag, junge Menschen für den Umgang mit zunehmendem Stress aufgrund des beschleunigten digitalen Lebens vorzubereiten.“ Trendstudie Jungend in Deutschland 2024

Fakt ist: Wer heute jugendlich ist, ist im Dauerkrisenmodus aufgewachsen – von der geplatzten Dotcom-Blase in den frühen Nuller-Jahren, über die Klima- und Flüchtlingskrise, die Corona-Pandemie bis zur Inflation. Stress und Druck, der von sozialen Medien ausgeübt wird, kommt noch hinzu. Bei den unter 30-Jährigen spielt nicht zuletzt deshalb mentale Gesundheit eine große Rolle. Sich selbst ernst nehmen, auf sich hören und im Zweifelsfall schonen, statt zu riskieren, länger auszufallen.

New work, new normal

Digital Natives sind motiviert: Über 70 Prozent in der Generation Z geben an, gerne zu arbeiten. Vor allem, wenn sie ernst genommen werden und mitentscheiden. Auch wenn sie noch nicht viel Berufserfahrung mitbringen, haben sie auf manchen Gebieten zum ersten Mal einen Wissensvorsprung gegenüber den älteren Generationen nämlich in Sachen Digitalisierung. 

Wichtiger als eine hochbezahlte Position, die viel abverlangt, ist vielen eine, die es erlaubt, mehr selbst zu bestimmen. Dazu zählt auch die Möglichkeit, die Arbeitsbedingungen flexibel zu gestalten – sei es die Arbeitszeit (Vier-Tage-Woche) oder der Arbeitsort (Remote- oder Hybrid-Modelle mit oder ohne Workation-Option). Home-Office ist für viele mal nice, aber nach den Jahren des physischen sozialen Rückzugs arbeiten jungen Menschen gerne vor Ort –  auch um Privates und Berufliches nicht zu sehr zu vermischen.